29.12.2011

GER: Sylvester - Lasst die Hunde nicht alleine, wenn sie Angst haben!

Wie im Internet in Erfahrung gebracht werden konnte, wurden "durch eine Angleichung der Gesetzeslage in der EU 2011 die strengen deutschen Gesetze für Feuerwerksbatterien gelockert. Der Grenzwert für die maximale Menge an Sprengmasse wurde verdreifacht. Es ist daher an Silvester mit deutlich lauteren Böllern und mehr Lärm zu rechnen. Schlimmere Unfälle durch Feuerwerkskörper werden befürchtet. " (Zitat Pressemitteilung ggtm.de)

Nicht nur in dieser Presse-Mitteilung, sondern überall sind gerade wieder Beiträge zu lesen, dass man seinen Hund bei Angst auf keinen Fall trösten darf, weil man die Angst dadurch nur verstärken würde. Hier sei nun gesagt: "DAS IST QUATSCH!" Niemand käme (hoffentlich) auf die Idee, sein Kind Silvester zu ignorieren, wenn es hochgeschreckt von einem Böller auf dem Balkon weinend im Wohnzimmer steht. Warum nur ist es bei Hunden dann so selbst verständlich?

Ja, es ist überall zu lesen. Aber nein, niemand kann wissenschaftliche Studien nennen, in denen das erwiesen wurde. Man kann Emotionen (und Angst und Panik sind solches) nicht belohnen und somit verstärken. Das würde voraus setzen, dass der Hund (oder auch Mensch) bewusst Angst haben kann, quasi auf Signal. Kann jemand von Euch ernsthaft auf Knopfdruck Angstschweiss und erweiterte Pupillen, zitternde Stimme und was sonst noch dazu gehört "einschalten"? Natürlich inkl. aller messbaren Werte der beteiligte Hormone und Co. Nein? Hm... Verstärkung heisst aber, dass ein sich lohnendes VERHALTEN häufiger gezeigt wird. Das bedeutet, der Hund zeigt ganz bewusst eine Handlung erneut, um einen Vorteil daraus zu ziehen. Wenn nun aber eine Angstreaktion gar kein bewusstes Verhalten ist, wie kann der Hund es dann bewusst zeigen? (kleine Denkpause)

Was wir mit den Emotionen tun können, ist sie zu verändern. Wir können negative Emotionen noch weiter verschlechtern oder sie verbessern durch gute Stimmung.

Ein Beispiel aus der Praxis:

Stellt Euch vor, ich hätte panische Angst vor Mäusen. Wann immer ich sie sehe, springe ich schreiend reflexartig (!) auf vorhandene Anhöhen. Wenn nun mein Mann todesmutig *g* immer die Maus sofort einfängt (natürlich mit einer Lebendfalle), geht es mir sofort wieder entsprechend gut. Mein Körper braucht natürlich noch eine Weile, sich aus der Alarmbereitschaft wieder zu beruhigen. Der landläufigen Meinung nach, hat mein Mann mein Verhalten also verstärkt und ich müsste in Zukunft noch mehr Angst vor Mäusen haben oder noch stärker auf sie reagieren. Ist dem wohl so? (Denkpause) Wenn mein Mann sich jetzt aber bemühen würde, mir jedesmal meine "Rettende Zuflucht" wegzuziehen, während ich versuche drauf zu springen und auch noch sagen würde "die tun doch gar nix, stell dich nicht so an" - wie würde es mir dann wohl gehen? Nach der landläufigen Meinung hat er meine Angst ignoriert, es müsste also besser werden. Aber tut es das wirklich? NEIN! Im Gegenteil! Nun habe ich nicht nur Angst vor Mäusen, sondern auch noch eine kaputte Beziehung, weil ich meinem Mann nicht mehr vertrauen kann!

Das kann nicht das Ziel mit unseren Hunden / Fellkindern sein!

Was also kann man tun?

Zuerst einmal: für den Hund da sein. Wenn er Nähe zu seinen Menschen sucht, sollte er sie unbedingt auch bekommen - vor allem um Mitternacht, wenn es wirklich los geht.

Hunde, die durch Vortraining einen Entspannungsduft kennen, sollten diesen in der Nähe haben. So kann der Hund entscheiden, ob er ihm helfen soll oder nicht.

Wenn Eure Hunde gerne gestreichelt werden, dann ist jetzt der Zeitpunkt für ausgiebige Massagen oder Streicheleinheiten. Aber bitte beobachtet die Hunde dabei. Nicht jeder Hund findet das toll.

Wenn die Hunde noch fressen können, kann man ihnen kurz vor Mitternacht einen gefüllten Kong hin geben, so dass sie hoffentlich über den stärksten Lärm beschäftigt sind. Das heisst aber nicht, dass wir sie dann allein damit lassen können, während wir draussen sinnlos unser Geld verballern!

Eine Möglichkeit ist auch, für jeden Böller / Rakete ein Leckerlie zu verfüttern. Klassischer Konditionierung sei Dank, werden die Geräusche dann eine Ankündigung für Futter und wir befinden uns im Bereich der Emotions-Veränderung zum Positiven. Das eignet sich besonders für Welpen, die noch gar keine Erfahrung mit solchen Geräuschen machen konnten.

Für die panischen Hunde hilft dann evtl. noch Jalousien ganz zu ziehen und ruhige Musik einschalten, möglichst so laut, dass sie gegen die Außengeräusche gegenan kommen.

Es gibt auch noch weitere Möglichkeiten, wie z.B. Bachblüten, Körperbandagen und Co. Das meiste jedoch muss man früher anwenden.

Mir ging es hier auch nicht um "schnelle Tipps für einen entspannten Partyabend", sondern darum Euch aufzuzeigen, wie viel Schaden man anrichten kann, wenn man Angst seines Hundes (egal, ob Silvester oder sonst wann) ignoriert.

Bitte lasst sie nicht im Stich!

Danke, im Sinne der Hunde!

Danke für diesen ausführlichen Bericht an Diana

das Team von ProGreyhound

Quelle: Diana Drewes, http://www.paw-friends.de