Im August 2008 wurde die Hunderennbahn in Walthamstow endgültig geschlossen. Dieser Schließung folgte die von drei weiteren Rennbahnen.
Die Wetteinnahmen sind in den letzten 12 Monaten um 23% zurückgegangen, innerhalb der letzten drei Jahre um insgesamt 50%. Dies geschah, obwohl die Ausgaben von mehr als einer Millionen £ für TV- und Marketingkampagnen die Hunderennen wiederbeleben sollten.
International nimmt die Zahl der Hunderennen seit Jahren immer weiter ab - durch die Tierschutzorganisation GREY2K USA sind in den USA in den letzten 10 Jahren etwas die Hälfte der Rennbahnen durch sehr erfolgreich Kampagnen geschlossen worden. Das Ergebnis, nur noch 25 Rennbahnen sind weiterhin in Betrieb.
So war es 2008 keine Überraschung, als die Besitzer die Bahn wegen Unrentabilität schweren Herzens verkaufen mussten.
“Abschiedsbrief” der früheren Rennstreckenbesitzer.
Das Gelände wurde an die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft London & Quadrant verkauft. Diese legte Pläne vor, wonach auf dem Gelände Eigenheime mit umfangreichen Freizeitmöglichkeiten errichtet werden sollten.
L&Q hat immer behauptet, dass die Idee, Hunderennen zurück nach Walthamstow zu bringen, unrentabel sei.
Wie dem auch sei hat eine Gruppe emotional geladener Trainer und Hundebesitzer eine Kampagne gestartet – Save Our Stow –, (Rettet unseren STOW) um das Glücksspiel mit Hunden zurück nach Walthamstow zur bringen.
Sie haben damit der Behauptung von London & Quadrant auf das Schärfste widersprochen.
Gestützt wurde die Gruppe durch die lokale Parlamentsabgeordnete Stella Creasy, einem Mitglied der All-Party Parliamentary Greyhound Group. Das Ziel dieser Lobbyistengruppe ist es, die Aufmerksamkeit des Parlaments auf die Windhundindustrie zu lenken und diesen Sport zu fördern. Sie hat viel Zeit aufgebracht, diese Gruppe zu unterstützen, von denen übrigens niemand in Walthamstow lebt.
Finanzielle Unterstützung für dieses Projekt kommt von Bob Morton, dem derzeit 50% der Henlow Hunderennbahn gehört.
Noch in einem Artikel der “Racing Post” vom 17. Dezember 2008 sagte Herr Morton, dass „er Walthamstow mit zu geringem Kapitalrücklauf sieht und glaubt, dass dies die Rettung des Rennbetriebes verhindert“.
Wir können nur vermuten, dass der Preis von 9 Mio £ - gerade einmal 50% des Preises von vor drei Jahren – den Herr Morton nun bereit ist zu bezahlen, zeigt, dass er immer noch wenig Vertrauen in die Rentabilität der Rennbahn hat.
Die Überlebensfähigkeit der Rennbahn wurde bereits früher in Frage gestellt, als der Promoter der Rennindustrie, das Greyhound Board of Great Britain, einen Antrag der „Save Our Stow“ Organisatoren nach Förderung zur Erneuerung der Tribüne in Walthamstow ablehnte.
GRB Protokoll vom 25.6.2010
Überraschenderweise hat Herr Morton versichert, sollte Walthamstow wieder eröffnet werden, es die bestmögliche Unterstützung bekommen würde – wobei der Ausdruck „bestmöglich“ eine relative Aussage ist.
Denn trotz dieser Zusicherung von Herrn Morton, wird er keinen Einfluss auf die grausamen Praktiken haben können, die mit den Wetten auf Hunde einhergehen und wovon ihre wahre Existenz abhängig ist.
Er wird z.B. keine Kontrolle über die Weitergabe von Welpen haben, die nicht an der Verfolgung des mechanischen Köders interessiert oder für zu langsam erachtet werden, um den Wettanforderungen gerecht werden zu können.
Herr Morton hat ebenso keinen Einfluss auf den gefährlichen Verlauf der Rennstrecke,
wo tausende von Hunden Verletzungen erleiden und, den Rennregeln entsprechend, allein aus dem Grund getötet werden, dass die Verletzung zu unökonomisch sind.
Siehe hierzu Feld D des “Verrentungsformulars” ('Retirement Form')
Unglücklicherweise hat Herr Morton auch keine Kontrolle über die selbständigen Trainer und ihre Methoden oder die Fürsorgestandards, die nicht angewendet werden. Dies wird peinlich bewiesen durch die entsetzliche Behandlung von Greyhounds in der Obhut von Joanne Page im Jahr 2009, einer professionellen Trainerin an Mr. Mortons Henlow Stadion.
Frau Page wurde nicht nur wegen ihrer Weigerung entlarvt vier gesunden Hunden ein Leben nach der Rennbahn zu ermöglichen und sie stattdessen töten zu lassen, vielmehr hat sie später drei schwer erkrankte und vernachlässigte Hunde an eine Tierschutzorganisation übergeben, die tausende Euros an Notversorgung und Tierarztkosten aufbringen musste.
‘Harrishill Flyer’, der gerade einmal zwei Monate gelaufen war und durch den Rennarzt als “fit für das Rennen” freigegeben wurde, mussten 38 Zähne gezogen und ein Teil seines Kieferknochens entfernt werden, wegen zweier unbehandelter Abszesse.
‘Mitch Who’ wurde mit schwersten Zahnproblemen übernommen. 19 Zähne mussten gezogen werden. Ein dritter Greyhound – Milton – hatte ein kleines Loch im Schädel, das nahe an der Hirnschale vorbeiführte.
Ein Vertrauensarzt, der dies untersuchte, sagte: „Für mich, der ich Milton untersucht und behandelt habe ist klar, dass diese Verletzung durch eine massive Gewaltanwendung auf den Kopf verursacht und sehr schmerzhaft und stressig für den Hund sein muss.“
"Milton's injury following a suspected attempt to destroy bei bolt gun"
Es wird vermutet, dass Miltons Verletzung durch ein Bolzenschussgerät verursacht wurde.
Beim Greyhound Board of Great Britain zur Anzeige gebracht, welches sich selbst überwacht, aber die Tierschutzgesetze nicht selbst unterstützt und auch nicht für deren Durchsetzung eintritt, verurteilte Frau Page zu einer geringen Geldstrafe von £500 und Aussetzung ihre Rennlizenz für 6 Monate für das Leid, welches sie diesen Greyhounds zugefügt hatte.
Ebensowenig werden Aspekte des allgemeinen Strafrechts vom “Greyhound Board of Great Britain under self regulation” nicht durchgesetzt. So werden Verstöße gegen Strafgesetze wegen Verabreichung von harten Drogen nicht offiziell angezeigt, sondern durch die eigene Organisation verfolgt.
In einem unabhängigen Bericht des GBGB (Greyhound Board Great Britain) über den Gebrauch von Dopingmitteln und Medikamenten (Anti-doping and Medication Rules 2010) aus dem Jahre 2010, führt das Untersuchungskomitee aus:
„Uns wurde von einigen Zeugen mitgeteilt, dass Kokain kurz vor dem Einbringen der Hunde in die Startbox (entweder als Paste auf das Zahnfleisch geschmiert, als Puderpuffer oder, zur Zeitverzögerung, in einer Gelantinekapsel) verabreicht wurde, um sie beim Start noch schneller werden zu lassen.
10 positive Fälle wurden seit 2005 aufgezeichnet, aber mehr Tests nach den Rennen werden nötig sein, um festzustellen, ob es sich um ein generelles Problem oder um Einzelfälle handelt.
In einer disziplinarischen Anhörung wurde Stuart Mason, ein professioneller Trainer, kürzlich schwer getadelt und zu einer Zahlung von £750 wegen Verabreichung von Kokain an Droopsy's Arshavin, einen Hund in seiner Obhut, verurteilt.
Als Konsequenz auf die milden Strafen durch die Industrie trainiert Herr Mason weiterhin Greyhounds, lässt diese nach seinem Gutdünken rennen und erfreut sich der Freiheit eines gesetzestreuen Bürgers.
Mitglieder der SOS Kampagne behaupten, dass die Wiedereröffnung der Hunderennbahn mehr als 500 Arbeitsplätze schaffen würde, obgleich bei Schließung der Anlage in Walthamstow 2008 gerade einmal 60 Vollzeit- und 400 Teilzeitjobs verloren gingen. Viele der Trainer machen weiter und liefern ihre „Wettprodukte“ an andere Rennstrecken.
Die Beweggründe der SOS Kampagne zur Wiedereröffnung der Walthamstow Hunderennbahn haben wenig damit zu tun, dass Arbeitsplätze geschaffen und der Gemeinschaftssinn gestärkt werden soll – es geht einzig und allein darum, dass einige Menschen ihre eigenen Interessen finanzieller wie psychologischer Art verfolgen – ohne Rücksicht auf das Schicksal der Hunde.
Die Menschen in Walthamstow haben es nicht verdient als Trojanisches Pferd von einer Glücksspielindustrie benutzt zu werden, die kontinuierlich und effektiv grausame und kriminelle Aktivitäten in unseren Gemeinden unterstützt und fördert.
Die Grausamkeiten und Leiden müssen aufhören!
Quelle:
http://www.greytexploitations.com/resources-and-reports/say-no-to-the-stow
Übersetzung: Wolfgang Hey