Walthamstow Stadion: Einwohner sondieren die legalen Möglichkeiten, während Parlamentsabgeordnete auf ein Wort von Pickles warten
Walthamstow Stadion
Foto von Linda Nylind
Als ich das letzte Mal über den Streit zwischen der von einer Labour- Mehrheit geführten Gemeinde Waltham Forest und den verschiedenen Gegnern des Plans, das berühmte Greyhound Stadion in Walthamstow durch die Wohnungsbaugesellschaft London and Quadrant (L&Q) neu entwickeln zu lassen, geschrieben habe, waren die beiden Parlamentsabgeordneten Stella Creasy (Labour) und Iain Duncan Smith (Conservative) dabei, den Minister für Kommunale Angelegen Eric Pickles zu treffen, um ihn um Intervention zu bitten. Duncan Smith, der gleichzeitig auch Minister für Arbeit und Renten ist, hatte Protestlern außerhalb des Stadions erklärt: „Es ist noch nicht vorbei“.
Beide, er und Creasy, glauben, dass ein alternativer Plan, das Stadions als Greyhound- Rennstrecke und sozialen Treffpunkt wiederzubeleben und der Bau neuer Wohnhäuser, wenn auch weniger als von L&Q geplanter, kostengünstiger zu bewerkstelligen wäre. Dieser alternative Plan eines Konsortiums, angeführt durch den millionenschweren Geschäftsmann und Hunderennenthusiast Bob Morton, wird stark von der Initiative Save Our Stow unterstützt.
Was als nächstes geschah:
Am Tag bevor Creasy und Duncan Smith Eric Pickles trafen, schrieb der Leiter von Waltham Forest, Chris Robbins, an ihn, dass er die “Gelegenheit begrüßen würde” vorhandene Fragen bzgl. der L&Q Pläne zu diskutieren. Den L&Q- Plänen hatte der Stadtrat bereits unter dem Aspekt zugestimmt, dass „es keine lebensfähigen Alternativen zu diesen Plänen geben würde“. Der Brief wurde Save Our Stow (SoS) durch eine offizielle Informationsanfrage (Freedom of Information) zugänglich gemacht und hat sie sehr verärgert.
Ein Grund hierfür ist, dass Robbins in dem Brief verächtlich von "einer kleinen, aber lauten Gruppe von Leuten" spricht, die gegen die Pläne von L&Q kämpfen. Zu dieser Gruppe gehören nicht nur SoS und die zwei lokalen Parlamentsabgeordneten, die unterschiedlichen Parteien angehören und nicht oft auf der gleichen Seite stehen, sondern auch lokale Anwohner und lokale Vereine, die gegen die Bebauungsdichte und Höhe der von L&Q vorgelegten Pläne sind.
Der andere wichtigere Grund ist Robbins’ Abweisung des Vorschlages von Morton. Seine Behauptung, dass es keine lebensfähige Alternative gibt, wiederholt, was Boris Johnson in einem Schreiben an den Stadtbezirk am 30. Oktober geschrieben hat. In dem Schreiben hat er den Bezirk darüber informiert, dass er seine bürgermeisterliche Weisungsbefugnis nicht nutzen würde, die L&Q- Pläne direkt abzulehnen oder eine eigene Entscheidung zu treffen.
Was macht den Leiter der Ratsfraktion der Labour Partei und den konservativen Londoner Bürgermeister so sicher, dass der Plan von Morton nicht lebensfähig ist? Ein Teil der Antwort wird durch ein Dokument gegeben, dass für den Bürgermeister von einer Abteilung der französischen Bankengruppe BNP Paribas zusammengestellt wurde, die einen globalen Hauptsitz in London unterhält. Mit Datum vom 25. Oktober beschreibt dieses Dokument sich selbst als "Überprüfung" eines Gutachtens, den Antrag von Morton betreffend, im Namen von L&Q durch die Grundbesitz-Servicespezialisten von Jones Lang LaSalle (JLL). Dieses Gutachten folgert, dass die Pläne von Morton finanziell nicht funktionieren. BNP Paribas bezeichnet das Ergebnis der Arbeit von JLL als "vernünftig und angemessen" und folgerte:
„Auf der Grundlage der geringen, zur Verfügung gestellten Informationen, stimmen wir mit der Einschätzung von JLL überein, dass der Vorschlag von Morton kein ökonomisch lebensfähiges Angebot für das Gelände bietet.“
Dies imponiert SoS überhaupt nicht. Sie beklagen, dass die Ansicht des Bürgermeisters bezüglich der Lebensfähigkeit oder anderseits bezüglich des Vorschlages von Morton – welcher, wie sie sagen in jedem Fall, nach dem Gutachten von JLL, überarbeitet wurde – auf der Basis der Vorschläge selbst und nicht auf der Basis eines, zudem von L&Q in Auftrag gegebenen, Gutachtens gefällt werden sollte. Zudem L&Q über die letzten vier Jahre alle Versuche von Morton abgeschmettert hat, ihm das Gelände zu verkaufen. Duncan Smith und Creasy beharren darauf, dass Morton das Stadion wieder zu einem profitablen Leben zurückführen kann.
Duncan Smith kritisierte L&Qs Ablehnung, an das Morton Konsortium zu verkaufen aufs heftigste. Er kommentiert die Ablehnung als "Empörend, dass ein sozialer Wohnungsanbieter denke, hier herumsitzen zu können und einfach so machen kann, was niemand haben will.“ Er hat Zweifel geäußert, dass die Wohnungsgesellschaft noch zu dem Projekt steht und behauptet, dass sie auf dem Wege sei, einen Verlust von bis zu £24 Mio. zu machen, etwas, dass er als absolut inakzeptabel für eine Organisation bezeichnet, die öffentliche Zuschüsse bekommt. L&Q hat verständlicherweise eine komplett andere Sicht und sagt, dass sie "zuversichtlich" sind, die Verbesserungen für die Gesellschaft in ihren Plänen festschreiben zu können.
Duncan Smith steht auch Boris Johnson äußerst kritisch gegenüber. Er sagt sehr deutlich, dass seine Tatenlosigkeit ein Zeichen von Führungsschwäche darstellt. Er, Creasy und Save Our Stow sagen mit Nachdruck, dass die Pläne von L&Q durch JLL als verlustbringend eingeschätzt werden, selbst wenn die £18 Mio., die die Wohnungsgesellschaft 2008 für das Gelände bezahlt hat, aus den Kalkulationen herausgenommen werden, obgleich Johnson nicht glaubt, was Duncan Smith gesagt hat, dass das Projekt nämlich am Ende doch nicht zustande kommen könnte.
Alle Teile der Opposition sind wütend, dass Waltham Forest nach der Entscheidung von Johnson nicht zu intervenieren, mit großer Geschwindigkeit die Genehmigung der Pläne von L&Q durchgezogen hat. Dies verhindert sehr effektiv die formalen Möglichkeiten für Pickles dort Einfluss zu nehmen, wo Johnson dies nicht getan hat. Pickles hat kürzlich im Waltham Forest Guardian darauf hingewiesen, dass er sehr wahrscheinlich nicht intervenieren wird, obschon sein Ministerium unbeeindruckt durch die Aktionen von Waltham Forest scheint. Das schnelle Vorgehen des Stadtteils bezeichnet er als "unüblich und unangemessen".
Was geschah als nächstes? In einer gemeinsamen Erklärung nach ihrem Treffen mit Pickles, sagten Creasy und Duncan Smith, dass "Der Staatssekretär hat zugehört und unsere Situation verstanden und die Beamten beauftragt zu prüfen, wie der Stadtrat den Fall behandelt hat.“ Wir hatten nach dem Treffen ein positives Gefühl und wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass der Kampf noch nicht vorbei ist.“ Wie dem auch sei, seitdem haben sie nichts mehr gehört. In der Zwischenzeit hat die Gemeinschaft der Anwohner und Vereine Schritte unternommen, das rechtlich klären zu lassen.
Die ganze Geschichte wirft wichtige Fragen über die Arbeit der lokalen Behörden, die Macht und Verantwortlichkeit des Londoner Bürgermeisters, Grundsätze, welche Entscheidungen über die städtischen Entwicklung leiten sollten, und die Rolle von Wohnungsbaugesellschaften in London (und sonst wo) auf. Mehr hierzu dann im neuen Jahr.
Quelle :http://www.guardian.co.uk/politics/davehillblog/2012/dec/22/walthamstow-stadium-redevelopment-eric-pickles?utm_medium=twitter&utm_source=twitterfeed
Übersetzung: Hey W: