SONNTAG, 16.2.2014 – ERSCHIENEN AUF DER WEBSEITE VON HERALD/TIMES GESCHRIEBEN VON MARY ELLEN KLAS AUS DEM BÜRO IN TALLAHASSEE
Greyhound- Todesfälle und Floridas Rennindustrie
TALLAHASSEE -- Penrose Jake, ein rehbrauner Greyhound, der als “eng in der Spur” mit einem “explosiven Schlussspurt” beschrieben wurde, wurde nach einem starken Start auf der 550 Yard Strecke im Orange Park Kennel Club im letzten August immer langsamer, knallte in einen anderen Hund und beendete das Rennen als letzter.
Innerhalb von Stunden wurde der dreijährige Penrose Jake als tot gemeldet. In seiner Karriere war er 127 Rennen gelaufen, 42 davon in seinem letzten Jahr.
Dem offiziellen Todesbericht zufolge starb er “nach dem achten Rennen” am 21. August. Ein Video, das sein letztes Rennen zeigt, ist die einzige Information.
Früher wurde über den Tod eines Greyhounds in Florida gar nicht berichtet. Neuerdings müssen Todesfälle innerhalb von 18 Stunden den zuständigen staatlichen Stellen gemeldet werden. Diese Regelung trat erst im letzten Frühjahr in Kraft, Greyhoundrennen wurden in Florida vor mehr als 80 Jahre legitimiert.
Einer Untersuchung der Herald/Times zufolge, starben 2013 auf den Rennbahnen innerhalb von 7 Monaten insgesamt 74 Hunde. Alle drei Tage einer!
In Florida muss die Greyhound- Industrie Verletzungen nicht melden und nur wenige Todesberichte informieren wirklich. Solche Berichte sehen dann wie folgt aus:
„GM’s Tiny Momma brach sich am 26. Oktober den vorderen linken Lauf während des 14. Rennens am Vormittag im Daytona Beach. “Die Verletzung war so schlimm, dass der Tierarzt der Rennbahn, Dr. Kevin Eastman, den Greyhound nach der Untersuchung einschläfern musste“, steht im Bericht zu lesen.
Am 16 Juli starb TD’s Harley in St. Petersburg’s Derby Lane nach einer Kollision mit dem Zaun in der ersten Kurve. Er beendete das Rennen noch als letzter.“
Solche Berichte werfen aber auch Fragen zur Pflege und zur Behandlung der Tiere auf:
“Hallo Spice Key starb am 3. September während der Aufwärmphase vor dem Rennen um 5:45 Uhr auf dem Gelände in Jacksonville unter Aufsicht eines Helfers vom James “Barney” O’Donnell Rennstall. Dieser sagte später, dass der Tod hätte verhindert werden können, wenn der Hund kein Sprinttraining in der Dunkelheit hätte absolvieren müssen.
Einen Tag später starb Tempo Man Eater, ein einjähriges Greyhound-Mädchen, in Pensacola mitten am Tag, nachdem sie für ein Training aus dem Zwinger geholt worden war. Lt. dem Bericht hatte sie seit vier Tagen nicht gegessen, die Trainer hatten versucht, sie quasi zwangsweise zu ernähren.
Am 5. Dezember kam ein Welpe, der bisher noch keinen Namen hatte, in schlechtem Zustand zu Kennel Club in St. Petersburg. “Wir haben heute einen neuen Welpen verloren. Er kam am Donnerstag direkt aus dem Transporter”, berichtete die Rennbahn. Die Ursache ist wohl ein Schädelhirntrauma gewesen.“
Laut Grey2K ergeben die Berichte, dass 31 Greyhounds aufgrund von Verletzungen, Hirnschlag oder anderen Ursachen während der Rennen starben oder getötet wurden. 17 weitere Todesfälle standen im Zusammenhang mit Rennen. Dies ergab sich aus den Kommentaren in den Berichten.
Die Sprecherin der Behörde für “Business and Professional Regulation“, Tajiana Ancora-Brown erklärte, dass der Staat Informationen sammelt und handeln wird, wenn dies notwendig erscheint. Momentan sei die Behörde noch im Aufbau und könne sich um Misshandlungsfälle noch nicht kümmern.
Die meisten Todesfälle, jeweils 12 an der Zahl, ereigneten sich in dem siebenmonatigen Berichtszeitraum auf der Derby Lane in St. Petersburg und im Daytona Beach Kennel Club. Auf der Flagler Rennbahn in Miami starben sechs Hunde. Die Rennbahn Mardi Gras Racetrack und Casino in Hallandale Beach hat in der fünfmonatigen Saison seit Dezember keine Todesfälle gemeldet. Auf der Rennbahn in Bonita Springs wird von zwei getöteten Hunden berichtet.
Tierschützer zufolge besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem Wohlergehen der Hunde und der Transparenz der Greyhound- Industrie.
Carey Theil, geschäftsführender Direktor von Grey2K erklärt, dass die Berichtspflicht für Greyhoundunfälle die Zahl der getöteten Hunde signifikant zurückgehen lässt. In Massachusetts sei die Zahl der getöteten Greyhounds seither um 43% gesunken.
Lizenzüberwachungen führen in einigen Staaten dazu, dass auch kranke Hunde durchgefüttert werden. Nicht so in Florida – hier gibt es keine Anklage wegen der Misshandlung oder dem Tod der Hunde.
Für die Florida Greyhound Association, der Verband der Hundebesitzer und Trainer, sind die Rennbahnbesitzer, die nicht in Verbesserungen für ihre Bahnen investieren, Schuld an den vielen Verletzungen und Todesfällen. Der Verband möchte die Berichtspflicht für Todesfälle nicht um die für Verletzungen erweitern.
Der Verband möchte, dass der Staat Investitionen von den Rennbahnbesitzern verlangt, um Besucherzahlen zu erhöhen und mehr Sicherheit für die Hunde zu garantieren.
Bei einer Umsetzung dieser Forderungen werde man die Berichtspflicht für Verletzungen akzeptieren. Bis dahin sei der Unfallbericht nur ein politisches Werkzeug” der Tierschützer, die “den Tod der Greyhound- Rennen wollen.”
In Florida liegen 13 der letzten 21 verbliebenen Greyhound- Rennbahnen der Vereinigten Staaten. Doch elektronische Spiele und Glücksspielautomaten machen der Industrie zu schaffen.
Seit 1990 sind die Wetteinnahmen in Florida um 67% gefallen, von 933,8 Mio. $ auf 265,4 Mio. $ im Jahr 2012. Diese Zahlen stammen von der Spektrum Gaming Group. Sie ist vom Gesetzgeber beauftragt, den wirtschaftlichen Wert und die sozialen Kosten im Zusammenhang mit der Ausweitung des Glücksspiels in Florida zu untersuchen. Laut Untersuchungsbericht sind im Jahr 2012 sowohl die Besucherzahlen, als auch die Gewinne stark gesunken. Die Industrie hat 35 Mio. $ durch die Hunderennen verloren.
Ann Church, stellvertretende Präsidentin der ASPCA, erklärt, dass die sinkenden Profite sich auf die Haltung der Hunde negativ auswirken.
Auf Floridas Rennbahnen gilt ein Gesetz von 1996, welches unter dem Namen „90 % Regelung“ bekannt ist. Es erlaubte den Rennbahnen die Einrichtung von Casinos und Pokertischen, allerdings müssen sie mindestens 90 % der zum damaligen Zeitpunkt durchgeführten Rennen auch weiterhin veranstalten.
Seit den neunziger Jahren sind die Besucherzahlen und die Wetteinnahmen zurückgegangen, aber trotzdem musste die Industrie weiterhin die gleiche Anzahl Hunderennen durchführen, berichtet ein Rennbahneigner. Er würde die Zahl der Rennen gerne verringern.
Zum Beispiel veranstaltete die Rennbahn in Naples zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des Gesetzes die meisten Rennen und muss deshalb 410 Rennveranstaltungen pro Jahr mit jeweils 8 Rennen durchzuführen. Die großen Verluste konnte die Bahn nur durch Einnahmen des Spielkasinos ausgleichen.
Die Rennveranstalter könnten in bessere Bahnen investieren, wenn durch diese Gesetzeslage nicht Geld verloren ginge, so sagt ein Bahnbesitzer.
Deshalb verbünden sich die Rennbahnbetreiber unerwartet mit ihren Kritikern. Zusammen wollen sie eine Gesetzesänderung erreichen. Die Zahl der vorgeschriebenen Rennen soll reduziert werden, aber die Lizenz für andere Spielgeschäfte soll bestehen bleiben. Man erwartet eine massive Änderung der staatlichen Glücksspielgesetzgebung mit der Möglichkeit erzwungene Rennveranstaltungen zu reduzieren. Die Nachfrage nach einer Dokumentationspflicht von Unfällen und Verletzungen auf den Rennbahnen in Florida liegt der Gesetzgebung vor.
Ein Lobbyist von Florida Greyhound Association sieht in der Reduzierung der Hunderennen das Leben von 8.000 Hunden und 3.000 Arbeitsplätze gefährden. Außerdem kämen dann auf den Staat Kosten in Höhe von 50 Mio. US$ zu.
Ein Sprecher von Grey2K meint, dass die Greyhound Association sich gegen ein detailliertes Berichtswesen ausspricht, weil es hier etwas zu verbergen gibt.
Nach Untersuchungen der Herald/Times haben die Rennstallbetreiber und die Rennbahnen seit 1996 Mio. $ an Spenden für Kampagnen, Parteien und Ausschüsse bezahlt, um die Wähler und die Gesetzgebung zu beeinflussen.
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Quelle: http://www.miamiherald.com/2014/02/15/3938903/greyhound-deaths-and-floridas.html
Übersetzung: Hey W.