Wir zitieren aus einem Bericht von Sheila Mac Vicat für Aljazeera America vom 12.01.2015
Auch der arabische Fernsehsender AlJazeera berichtet über die Problematik der Windhund-Rennen in Florida!
Warum wollen die Rennbahn- Besitzer keine Greyhound- Rennen mehr veranstalten?
12. Januar 2015, von Sheila MacVicar und David Martin
BONITA SPRINGS, Florida. — An einem milden Dezembernachmittag im Südwesten von Florida, acht Greyhounds in farbigen Trikots schießen aus den Startboxen und jagen einen mechanischen Hasen.
Diese Tradition besteht seit Jahrzehnten in Florida, aber an diesem Tag ist die Haupttribüne, die für 10.000 Zuschauer ausgelegt ist, nahezu leer.
Was einst ein glamouröser, lukrativer “Sport” war, ist zu einem Verlustgeschäft geworden, das zudem von Tierschutzgruppen bekämpft wird.
“Dies ist eine in Florida, aber auch sonst im ganzen Land sterbende Industrie, weil sie im Wettbewerb zu anderen Formen des Glücksspiels und der Unterhaltung steht”, sagte Carey Theil, ein Aktivist, der gegen Greyhound- Rennen ist. Er ist auch geschäftsführender Direktor von Grey2K, einer gemeinnützigen Gruppe, die für die Beendigung der Greyhound- Rennen in den letzten 7 verbliebenen Staaten der USA kämpft. “Sie stirbt auch deshalb, weil es große Bedenken zu der Art und Weise gibt, wie mit den Hunden in der Industrie umgegangen wird.”
Er sagte, dass Renn- Greyhounds etwa 22 Stunden am Tag in ihren Käfigen verbringen – ein Leben voller Entbehrungen und eingesperrt, Tausende Hunde. Hunderte sind verletzt, manchmal sehr schlimm und dadurch zur Beendigung ihrer Rennkarriere gezwungen. Wenn für sie kein neues Zuhause gefunden wird, werden sie eingeschläfert.
“America Tonight” erhielt weitere schockierende staatliche Aufzeichnungen, die zeigen, dass im Durchschnitt auf Floridas Rennbahnen an jedem dritten Tag ein Hund getötet wird.
Theil sagte, dass die meisten dieser Todesfälle auf schwere Verletzungen im Rahmen der Rennen zurückzuführen wären. “Wir wissen aus Daten von anderen Staaten, dass eine große Zahl von Greyhounds in dieser Industrie unter Beinbrüchen leidet”, sagte er. “Andere Verletzungen sind z.B. Herzattacken oder Lähmungen. Die Hunde erhalten einen elektrischen Schlag, wenn sie auf die Schienen der Köderführung fallen.”
Maria Sachs, Mitglied des Senats in Florida, möchte die Greyhound- Rennen beendet wissen. Sie nennt diese eine “unmenschliche Art des Glücksspiels”. Sie sagte, dass eine Untersuchung darüber gemacht worden wäre, wie die Hunde behandelt werden.
“Ist es wirklich wahr, dass die Hunde in kleinen Käfigen gehalten werden? Ist es wahr, dass sie in Vans ohne Klimatisierung transportiert werden? Ist es wahr, dass sie für viele Stunden am Tag eingesperrt sind?“ sagte sie. “Und die Antwort? Die Antwort ist:“ Ja, es ist wahr.” Sie fügte hinzu, “Die Menschen in Florida werden sagen: „Es ist GENUG!“, wenn sie erst herausfinden was wirklich auf den Rennbahnen hinter den Zäunen und im Verborgenen und jenseits der Freude und Unterhaltung geschieht. Das wollen wir als mitfühlende und verantwortungsbewusste Menschen nicht.”
Der Niedergang des “Sports”
Diejenigen, die aus humanen Gründen für die Beendigung der Hunderennen sind, haben einige ungewöhnliche Verbündete: die Besitzer der Rennbahnen. Izzy Havenick ist einer der Besitzer, der wenigstens die Zahl der Rennen verringert wissen möchte. Ihm und seiner Familie gehört die Anlage des Naples–Fort Myers Greyhound Track and Poker Room, ein bereits von seinem Großvater gegründetes Unternehmen. Havenick hat die Kritik gehört – und sah den Niedergang des Sports.
Er sagte, dass er die Rennbahn weiter betreibt, weil die Pokersäle profitable seien. “Das Gesetz des Staates Florida verlangt, dass wir die Hunderennen weiter durchführen müssen, wenn wir die Pokersäle offen halten wollen”, sagte er. “Wir sind von Gesetz her gezwungen ein Geschäft zu betreiben, dass uns pro Jahr einen Verlust von 2,5 Mio. $ einfährt.”
Ein Gesetz für den Staat Florida, welches aus dem Jahre 1997 stammt, sollte den Hundezüchtern und Trainer ihr Geschäft dadurch sichern, dass Rennbahnbesitzer wie Havenick gezwungen sind, Hunderennen durchzuführen, um ihre lukrativen Pokersäle weiterführen zu dürfen.
“Das Pokergesetz sagt, dass wir 90% der Anzahl der Rennen, die wir 1996 durchgeführt haben, jedes Jahr durchführen müssen”, sagt er. “Nun gut, vor 20 Jahren war diese Rennbahn voll. Es war eine gute Art der Unterhaltung. Zwanzig Jahre ….die Welt hat sich dramatisch verändert.”
Nur auf der Rennbahn in Naples finden in jeder Saison 3.200 Rennen statt – jedes einzelne bringt Verluste ein, jedes einzelne schädlich für einen Hund.
Während des letzten Jahrzehnts sind die Wettumsätze in Florida mehr als um die Hälfte gesunken. Die Hunde sind nun im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit von Menschen, die mit dem Internet groß geworden sind. “Die meisten Leute in meinem Alter oder auch jüngere haben keine Interesse auf eine Anlage zu gehen, nur um ein paar Hunde im Kreis laufen zu sehen“, sagte Havenick.
Sachs sagte, dass der Staat Florida mit den Greyhound- Rennen Geld verliert. Es werden 1,8 Mio. $ mehr für die Regulierung ausgegeben, als durch Steuereinnahmen hereinkommen. “Wir als Regierung sollten kein Geld für einen Sport ausgeben, der unmenschlich ist und bei dem wir Geld verlieren”, sagte sie.
‘Das Gesetz des Staates Florida verlangt von uns, dass wir weiterhin Hunderennen veranstalten, damit wir unsere Pokersäle behalten dürfen. Wir werden gesetzlich gezwungen ein Geschäft weiter zu betreiben, dass uns pro Jahr 2,5 Mio. $ Verlust einbringt.’
Havenick sagte, dass er gerne deutlich weniger Greyhound- Rennen veranstalten würde. Aber er darf nicht, solange nicht per Gesetz die Aufhebung der Beziehung zwischen Hunderennen und Pokersälen aufgehoben wird.
Das ist eine Idee, die Sachs befürwortet. “Wenn wir das entkoppeln, geht es den gleichen Weg wie alle anderen Geschäfte”, sagte sie. “Wenn es überlebensfähig ist, wird es weitergehen und florieren. Wenn nicht, stirbt es. Jeder hier im Staat weiß, dass Greyhound- Rennen kein profitable Geschäft sind.”
Aber das Entkopplungsvorhaben ist bereits fünf Mal der Gesetz gebenden Versammlung vorgelegt worden, und es ist jedes Mal gescheitert. Trotz der Unterstützung durch die beiden Gruppen gibt es andere starke Kräfte mit tiefen Taschen, die gegen die Beendigung sind.
Der frühere stellvertretende Gouverneur Jeff Kottkamp kämpft für eine Gruppe, die gegen die Entkopplung ist: für die Hundebesitzer und Trainer. Die Rennbahnbesitzer sollten nicht die Hundebesitzer so schnell „unter den Bus werfen“, sagt er.
“Sie hatten eine Menge Vorteile durch ihr Monopol in diesem Geschäft und haben Milliarden von Dollar gemacht”, sagte er über die Rennbahnbesitzer. “Wenn sie das nicht mehr tun wollen, auch gut. Dann sollen sie ihre Lizenz abgeben und zur Versteigerung geben.“
‘Wir können einfach nicht mithalten’
Hunderennen spielen im größeren Zusammenhang mit der Erweiterung des Glücksspiels in Florida nur eine winzige Rolle. America Tonight
Aber die Hunde, ihre Besitzer und selbst die Rennbahnbesitzer sind nur kleine Pflanzen in diesem entfalteten Kampf um die übergeordnete Debatte über die Ausweitung des Glücksspiels. Es geht in der Debatte um viel Geld, viel Einfluss und einer Regierung, die überhaupt nicht in der Lage ist, die größeren Fragen in den Griff zu bekommen oder auch nur zu klären, wie das Glücksspielgeschäft reguliert werden soll.
Da sind in erster Linie die Pferdebesitzer und Besitzer der Pferderennbahnen, die Angst haben, dass wenn die Hunderennen verboten werden, sie als nächstes dran sind. In Florida sind Pferderennen ein Milliardengeschäft.
Dann gibt es da noch den sehr starken Volksstamm der Seminolen, der das gesamte Glücksspiel in Nord und Zentral-Florida kontrolliert, das ihnen dank eines Geschäftes mit dem Staat, jedes Jahr hunderte Millionen Dollar einbringt. Die Seminolen wollen nicht, dass die Rennbahnbesitzer die Hunderennen reduzieren und durch den Umbau und die Erweiterung in Casinos und mit Spielautomaten mit ihnen konkurrieren.
Wenn wir entkoppeln, wird es den gleichen Weg wie andere Geschäfte gehen. Wenn es ein lebensfähiges Geschäft ist, wird es gedeihen und florieren. Und wenn es nicht lebensfähig ist, wird es sterben. Jeder im Staat weiß, dass Greyhound- Rennen keine lebensfähiges Geschäft ist.
Maria Sachs Senatorin in Florida
Havenick sagte, dass er und andere Rennbahn- Besitzer einfach den Spielern mit dem großen Geld unterlegen sind. “Jeder verlangt von uns, dass wir auf einem Niveau mitspielen, wo wir einfach keine Chance haben“, sagte er und fügt hinzu, dass die Seminolen das größte Interesse am Glücksspiel in Florida haben und es geht hier um das drittgrößte in der Welt. “Wenn die Eingeborenenmannschaft der Seminolen ein NFL Team wäre, wären wir vergleichsweise nur eine Hochschul-Football Team. Wir können ihnen einfach nicht auf dem gleichen Niveau begegnen.”
Er sagte, dass die Seminolen “wohl der größte Hemmschuh auf dem Weg zu einer anderen Gesetzgebung seien.” Kottkamp sagte, dass die Gier bei allen beteiligten Spielern gleichermaßen verteilt ist. Jedes Mal, wenn es um Glücksspielgesetze in Tallahassee geht, scheitert es an der Gier der Leute”, sagte Kottkamp. “Die Leute wollen mehr und mehr und mehr und sie haben doch schon so viel.”
Wenn die Abgeordneten der Gesetzgebung sich der Sache annehmen, sehen sie sich einer ganzen Phalanx von Lobbyisten gegenüber, inklusive denjenigen, die Casinobesitzer aus Las Vegas und darum herum vertreten, die auch ein Stück von dem reichen Glücksspielkuchen abhaben wollen.
Und die Hunde? Die stehen am Ende der Diskussion. Die Gesetzesvorlage zur Entkopplung steht in einem harten Kampf und es ist zu befürchten, dass die Greyhounds weiter und weiter rennen müssen.
Sachs sagte, wenn nichts in dieser Sache geschehe, leide nicht nur Floridas Reputation darunter.
“Es werden weitere Tiere sterben”, sagte sie.
Quelle:http://america.aljazeera.com/watch/shows/america-tonight/articles/2015/1/12/florida-greyhounds.html
Übersetzer: Hey W.