Wir zitieren aus dem Bericht von Saffron Howden vom 02.04.2015 für BBC News
Missbrauch und Abfall in der australischen Greyhound-Industrie
Unter diesem Titel greift die BBC in einem Beitrag der Internetausgabe vom 2. April, geschrieben von Saffron Howden, die aktuelle Situation in Australien auf
Als in der letzten Woche die Kadaver von 55 Greyhounds in einem Wildblumenreservat an der Küste von Queensland aufgefunden wurden, hat es bei den Kennern der Szene kaum Verwunderung gegeben.
Wie Michael Beatty, der Sprecher von RSPCA der BBC sagte, hat man dort schon immer geahnt, wie mit den ausrangierten Tieren verfahren wird, aber der konkrete Fall schockiert nun doch.
Der Sender ABC hatte in seiner Sendung „Four Corners“ sehr verstörendes Bildmaterial ausgestrahlt, wo das Training von Windhunden mit lebenden Meerschweinchen, Opossums und Kaninchen gezeigt wurde. Trainer und Besitzer haben die Hunde mit Blut scharf gemacht, um ihre Leistungsfähigkeit bei Rennen zu erhöhen, obwohl diese Praktik illegal ist.
Die Organisation Animals Australia, die dem Sender das Filmmaterial zur Verfügung gestellt hat, sagte, dass von den 20.000 Greyhounds, die jedes Jahr in Australien gezüchtet werden, nur 2.000 eines natürlichen Todes im Alter von ca. 12 Jahren sterben würden.
Die meisten werden in jüngeren Jahren, wenn sie keine Leistung mehr auf der Rennbahn bringen, getötet. Viele werden aber auch bereits im Welpenalter getötet, wenn sie als Rennhund nicht geeignet erscheinen.
Im Zuge der Fernsehsendung haben vier Australische Bundesstaaten – New South Wales, Victoria, Queensland und Tasmanien – Untersuchungen der Industrie ins Leben gerufen.
In der Zwischenzeit wurden einige Trainer lebenslang, andere zeitweise aus der Industrie ausgeschlossen. In New South Wales wurde der gesamte Vorstand der Kontrollbehörde suspendiert.
Greyhound Rescue, eine Gruppe Freiwilliger, die Greyhounds nach der Rennkarriere aufnimmt, mit Sitz in Sidney, begrüßt die verstärkte Kontrolle der Industrie. Sie wurde aber von dem Auffinden des Massengrabs in der letzten Woche nicht überrascht.
Jessica Crause, sagte, dass diese Vorgehensweise nicht unüblich sei.
Ende letzten Jahres fand Greyhound Rescue Napoleon, wie er durch die Straßen von Sidney irrte. Er hatte vom Liegen auf Beton überall Druckstellen und offenen Wunden, Steine in seinem Bauch und seine Zähne waren schwarz.
Der Tierarzt, der sich seiner annahm, beschrieb den Zustand als das Schlimmste, was er je bei einem Hund gesehen hätte.
(Die Originalbilder sehen Sie unter dem obigen Link)
„Er war so abgemagert und mit Flöhen bedeckt, dass die Tierarzthelferinnen geweint haben, als sie ihn badeten“, erinnert sich Nora Anderson- Dieppe gegenüber dem BBC Reporter.
Greyhound Rescue kümmert sich jedes Jahr um bis zu 250 Hunde und versucht so viele wie möglich in ein neues Zuhause zu vermitteln. Aber aufgrund der ungeheuren Zahl von Hunden, die jedes Jahr neu dazukommen, ist es ein aussichtloser Kampf.
Sie berichten von Welpen, denen einfach die Pfoten amputiert worden waren, Hunde mit eitrigen Wunden und Tiere, die von ihren Trainern über Jahre geschlagen und als Zuchthündinnen missbraucht wurden.
Einige Tierschutzgruppen, unter ihnen auch Animals Australia haben zu einer kompletten Schließung der Industrie aufgerufen.
Australien ist einer der acht Staaten in der Welt, in dem kommerzielle Greyhoundrennen noch erlaubt sind. Sonst sind diese nur noch in Großbritannien, Irland, Neuseeland, Macau, Mexiko und Vietnam erlaubt.
In den USA, wo in einigen Staaten per Gesetz die Rennen durchgeführt werden müssen, ist die Industrie wirtschaftlich nicht mehr tragbar und ein Ende ist in Sicht.
Aber es gibt immer noch zahlreiche Leute, die eine Zukunft für die Grausamkeit, die sie „Sport“ nennen, sehen.
Geoff Slattery, ehemaliger Sportredakteur der Melbourner Zeitung The Sunday Age, der Hunde für Rennen züchtet und trainiert, sagte gegenüber der BBC:
„Es ist ein bisschen wie ein Tuch des Schweigens, das über der gesamten Show und den überlieferten Praktiken hängt.“
Er meint, dass eine Aufklärung der archaischen und manchmal illegalen Praktiken dem Sport, der in seinen Augen noch immer überwiegend ein Amateursport sei, helfen würde.
„Die Aufdeckung schlechter Sachen kann manchmal auch Gutes bewirken“, sagte er. Er glaubt, dass die Industrie eine nationale Aufsicht benötigt und eine Leitung, die in der Lage ist, die Regeln auch strikt umzusetzen. In seinen Augen ist die derzeitig zuständige Behörde, Greyhound Australia, zuständig für Australien und Neuseeland, „zahnlos und alles andere, aber irrelevant“.
Scott Parker, der neu ernannte Vorsitzende von Greyhounds Australasia, sagte, dass die Industrie, die mehr als 10.000 Leite beschäftigt, nicht wegen einiger schwarzer Schafe verurteilt werden solle.
Die Australische Greyhound- Industrie ist ein Millionengeschäft. Aus den Umsätzen von ca. 700 Mio. Aus$ fließen jedes Jahr etliche Millionen an Steuern in die Regierungskasse. Die Kontrolle erfolgt durch eine Behörde, die vom Rennminister des Staates ernannt wird.
Im März leugnete die Rennkommission von Victoria, irgendwelche Kenntnisse über Grausamkeiten in der Industrie. Und dennoch ist der Vorstand, nach dem Bekannt werden der Vorfälle mit lebendigen Ködern, geschlossen zurückgetreten.
Lisa Chalk von Animals Australia allerdings sagt, dass „wann immer Tiere und Profit zusammengebracht werden, kommt das Wohlergehen der Tiere an letzter Stelle“.
Quelle: http://www.bbc.com/news/world-australia-31957373
Übersetzer: W. Hey