* auf Sicht jagende Hunde wie Greyhounds, Galgos, usw.

 

Ein Bericht von The Greyhound Health Initiative™

Der Hund wurde vor etwa 14.000 Jahren vom Menschen domestiziert. Durch die natürliche und vom Menschen geförderte Auslese, gibt es heutzutage über 400 verschiedene Rassen.

Diese Rassen werden in Gruppen zusammengefasst. Diese sind z.B. von der amerikanischen Züchtervereinigung, dem American Kennel Club (AKC) definiert. Die Liste des AKC umfasst über 25 verschiedene Rassegruppen wie z.B. die so genannten Sighthounds, Hunde, die ihre Beute auf Sicht jagen.

Alle Sighthounds haben typische Merkmale; sie sind schlank bis mager, haben lange Köpfe (daher der liebevolle Ausdruck Langnasen), agil und schnell. Es gibt über 15 bekannte Rassen in dieser Gruppe. Hierzu gehören neben den Afghanen auch Azawakh, Borzoi, Chart Polski, Galgo Español, Greyhound, Hortaya Borzaya, Irish Wolfhound, Italienisches Windspiel, Magyar Agar, Saluki, Scottish Deerhound, Sloughi, Whippet und Rajapalayam. Obgleich man oft bei Sighthounds an “Sprinter” denkt, sind in Wirklichkeit verschiedene dieser Rassen “Langstreckenläufer“ wie z.B. der Galgo Español.

Es gibt fossile Funde und Zeichnungen von Hunden, die Sighthounds ähnlich sehen von vor 7.000-6.000 vor Christus. Mit anderen Worten, diese Gruppe hat sich über mehrere tausend Jahre sehr eng entwickelt. Neuerliche Genuntersuchungen legen nahe, dass Greyhounds gegenüber anderen Hunderassen einzigartige genetische Eigenschaften besitzen. Jeder, der einen Greyhound gehalten hat oder Greyhound als Patienten gehabt hat, weiß, wie sich diese Hunde von anderen Rassen unterscheiden. Die meisten Sighthounds teilen sich biologische Eigenschaften.

Es wird angenommen, dass in den USA und Kanada etwa 200.000 Greyhounds in Familien leben, wohingegen etwa 35.000 Greyhounds auf Rennbahnen ihr Leben fristen. In den vergangen Jahren wurden pro Jahr zwischen 15.000 und 18.000 Greyhounds pro Jahr in Familien vermittelt. Auch wächst die Anstrengung von Vermittlungsprogrammen von Galgos und Greyhounds in Europe.

Darum ist es so wichtig, die physiologischen Besonderheiten dieser Rasse zu berücksichtigen. Vom hämatologischen Standpunkt aus gesehen haben diese athletischen Hunde mehr rote Blutkörperchen als andere Hunde; daher ist auch das  Zellvolumen des Blutes (PCV) höher und die Hämatokrit (HCT) und Hämoglobin Konzentration sowie die gesamte Blutviskosität ist anders als andere Hunde.

Ein gesunder Greyhound hat einen HCT-Wert von 50-63%, wenn das Blut eines Hundes einer anderen Rasse einen solchen Wert aufweist, würde er als an Polyzythämie oder Erythrocytosie leidend diagnostiziert. Die Zahl der weißen Blutkörperchenl (White Blood Cells), Neutrophilen (WBCs kämpfen gegen Bakterien), und Blutplättchen (zur Blutgerinnung) ist bei Greyhounds niedriger als bei anderen Rassen.

Die meisten normalen Greyhounds haben 3-5X109/L WBC, der Neutrophil Wert liegt bei niedrigen 1.8X109/L. Bei gesunden Greyhounds werden durchschnittlich 80-120 X109/L2 Blutplättchen gemessen. Zusätzlich fehlen Greyhounds Eosinophilien (Zellen beteiligt an allergischen Reaktionen und Reaktionen auf Parasiten), die charakteristischen orangenen Körperchen, die man bei allen anderen Rassen findet (oberes Bild); die Körperchen lassen sich nicht einfärben, daraus resultiert das Vorhandensein von zytoplasmichen Vakuolen (Zellverbund mit Haut). Diese “vakuolen Zellen mit doppeltem Kern” (unteres Bild) können häufig mit toxischen Gruppen verwechselt werden (ein Zeichen von schwerer Entzündung/Infektion).

BlutbildDas Blutbild bei Greyhounds zeigt Werte, die von denen anderer Hunde abweichen. Hauptsächlich der Wert des Kreatinine (Marker für die Funktion der Nieren) ist mit 1-2.2 mg/dL überhöht, während die Werte für Protein (5-6 gm/dL) und Globulin (1.8-2.5 gm/dL) niedriger als bei anderen Hunden sind; die niedrige Eiweisskonzentration steht im Zusammenhang mit der niedrigen Globulin Konzentration.

Abhängig von den benutzten Analyseinstrumenten können andere Werte auch außerhalb der sonst üblichen Werte liegen.  Wir haben kürzlich gezeigt, dass die Werte für Kalzium, sowohl generell wie auch in ionisierter Form, und Magnesium niedriger als bei Nicht-Greyhounds sind. Die Ergebnisse der Gasanalyse und Bestimmung des Sauerstoffgehaltes des venösen wie arteriellen Blutes zeigen auch Werte abweichend von denen anderer Rassen.

Greyhounds haben einzigartige Bluttypen; zwischen 50 und 70% der Greyhounds sind “universelle” Blutspender (negativ für DEA 1.1, 1.2, und 7), verglichen mit <20% bei den meisten anderen Rassen Würde man nur die Typisierungskarte DEA 1.1 betrachten, wären 87% aller Greyhounds als Blutspender geeignet. Bei anderen Rassen liegt der Schnitt unter 40%.

Es ist seit Jahren wohl bekannt, dass Greyhounds geringere Thyroxine (T4) (Schilddrüsenhormon)  Konzentrationen als Nicht-Greyhounds besitzen. Früher wurde die niedrige T4 Konzentration verschiedenen, gleichzeitig auftretenden Störungen zugeschrieben wie z.B. Stress, Testosterongabe, Rennen, etc). Die niedrigen T4 Konzentrationen findet man in jungen, trainierten Greyhounds und werden bis ins Erwachsenenalter mitgeführt, unabhängig davon, ob sie Rennläufer sind oder nicht.

Die meisten normalen Greyhounds (>90%) zeigen T4 Werte unterhalb der Referenzwerte für die Rasse und werden dann allgemein als „Schilddrüsenkrank“ diagnostiziert. Eine wechselhafte Anzahl von Greyhounds (10-30%) haben niedrige freie T4 (fT4) Konzentrationen als nicht Greyhounds. Wie dem auch sei, all diese Greyhounds haben normale TSH Konzentrationen und haben deshalb Keine Schilddrüsenunterfunktion. Ein kürzliche Studie, bei der die Schilddrüsenzintigrafie eingesetzt wurde, hat gezeigt, dass Greyhounds mit niedrigem T4 Wert Schilddrüsenkrank sind.

Vom kardiovaskulären (Blutkreislauf) Standpunkt haben normale Greyhounds üblicherweise ein 1-2/6 systolischem Geräusch auf der linken Seite (unnormale Herzgeräusche, die durch Turbulenzen oder Verwirbelungen des Blutflusses hervorgerufen werden),  die in die Halsschlagader ausstrahlen. Dieses “Murmeln” ist lauter und hat einen anderen Ton, wenn der Hund aufgeregt ist. Das Murmeln entsteht dadurch, dass sie eine sehr große linke Herzkammer, aus der das hochviskose Blut bei Anstrengungen durch die Muskelkontraktion in den Körper gepumpt wird. Der Durchmesser des Aortaausganges (aotic annulus – Ausgang der linken Herzkammer) ist genau so groß wie bei anderen Hunden gleicher Größe, daraus rührt ein Murmeln einer funktionalen Aortenstenose wegen der hohen Pulsfrequenz. Die größere linke Herzkammer bei Greyhounds führt zu einem erhöhten vertebralen Herzwert (vertebral heart score – VHS), und zur falschen Diagnose Herzvergrösserung bei   Röntgenaufnahmen. Greyhounds besitzen auch eine höhere Konzentration von Troponin I und proBNP (Biomarker für Herzerkrankungen); die Werte liegen häufig im Bereich, wo andere Hunde unter einer Erkrankung des Herzmuskels leiden.

Greyhounds und andere  auf Sicht jagende Hunde, so genannte Sighthounds (mit Ausnahme der Irischen Wolfshunde) haben eine hohen Blutdruck. In den 60er Jahren haben viele medizinische Forschungseinrichtungen Greyhounds als Modell für Bluthochdruck bei Menschen gesehen. Ein normaler Greyhound hat einen oberen Blutdruckwert von >160 mmHg wenn er z.B. in einer Klinik gemessen wird. Greyhounds haben einen so genannten “white coat effect” (weißer Kittel Effekt – hier der Arztkittel), was heißt, dass der gemessene Blutdruck in einer Klinik anders ist, als z.B. zu Hause, wo er bei nur 120 mmHg liegt.

Jedermann, der einem Greyhound Medikamente verabreicht, muss wissen, dass diese Rasse wie das  “Leben in einer Schokoladendose” ist; in anderen Worten, man “weiß nie, was man bekommt”.

Kürzlich gemachte Untersuchungen haben gezeigt, dass Greyhounds anders als andere Hunde, Drogen nicht umwandeln. Die Konzentration der Leberzytochrome  P-450 Enzyms (CYP) ist signifikant niedriger als bei anderen Rassen. Dies verursacht ein ungleichmässiges Metabolisieren von Medikamenten, wenn mehrfache Mittel benutzt werden.

Bekommt ein Greyhound eine therapeutische Dosis Propofol, so ist er für Minuten narkotisiert; bekommt der Hund aber eine “CYP Droge” (Droge, die das Enzym-System “verbindet”), wie z.B.  Chloramphenicol, wird er bei gleicher Dosis Propofol mehrere Stunden narkotisiert sein.  Aus meiner Erfahrung ist die Verabreichung von Acepromazin ein gutes Beispiel. Bekommt ein Greyhound eine therapeutische Dosis Acepromazin (0.05-0.1 mg/kg) vor der eigentlichen Medikamentenzuführung, dauert das Aufwachen nach einer Narkose 8-12 Stunden; ich benutze eine Dosierung von 0.5 mg für einen 30-kg schweren Greyhound. Zusätzlich zum relativen CYP Mangel, zeigen Greyhounds auch eine höhere glomeruläre Filtrationsrate (GFR) und ein (hohes) Verteilungsvolumen, und können Unterschiede bei der Absorption von Drogen im Darm aufweisen.

Sehen Sie hierzu auch den Beitrag unter dem Menupunkt „Gesundheit/Blutwerte“

Anmerkung des Übersetzers:

Im Originaltext sind viele medizinische Fachbegriffe verwandt worden, die eine Übersetzung ohne fachliche (und selbst dann) Kenntnisse extrem erschweren.

Da es aber das Ziel ist, auch interessierten Laien ein paar Unterschiede zwischen Sighthounds und anderen Rassen zu vermitteln, wurde nach bestem Wissen und Gewissen übersetzt bzw. Umschreibungen gewählt. Für Korrekturen und Anmerkungen zum Inhalt sind wir dankbar.

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