27.03.2015

USA: Wie lange braucht es, um aus einer Rennmaschine ein Kuscheltier zu machen?

Wir zitieren aus einem Beitrag von Marla Jo Fisher für „Orange County Register“ vom 16. 03.2015
http://www.ocregister.com/articles/dogs-654304-racing-dog.html?page=1

Wie lange braucht es, um aus einer Rennmaschine ein Kuscheltier zu machen?

Eine Tierschutzgruppe rettet Greyhounds von der Rennbahn in Tijuana/Mexiko und macht aus ihnen Kuscheltiere.

Stunden vor Tagesanbruch steigt Tom McRorie aus seinem Bett in seinem Haus in La Habra Heights und schiebt sanft die Schar von Hunden beiseite, die ihn eifrig begrüßt.

Um 4:30 Uhr helfen ihm zwei seiner Mitstreiter den langen, flachen und für den Transport speziell gefertigten Anhänger mit Boxen für 14 Greyhounds an seinen  Chevy Suburban anzukoppeln. Frühstück gibt es nicht. Es muss für einen schnellen Kaffee unterwegs reichen.

Jeder checkt noch einmal, ob der Ausweis dabei ist, als sie auf die Autobahn fahren und die monatliche Fahrt antreten. McRorie macht dies nun schon seit 25 Jahren. Einmal im Monat geht es nach Tijuana in Mexiko zum Caliente Greyhound Park, um von dort die ausrangierten Greyhounds zu retten.

Als Ingenieur, der einmal auf U-Booten gearbeitet hat, hat McRorie, 78, heute eine andere Beschäftigung. Er hilft Hunden, die ihr bisheriges Leben als Rennmaschinen und zur Unterhaltung bestreiten mussten, in ein neues Leben. Er verhilft ihnen so, bei Familien, die sie adoptieren, zu ihrem allerersten eigenen Zuhause.

Die Sonne geht gerade auf, als der Wagen mit Anhänger die Grenze passiert und über die Wüstenstraße in Richtung Rennbahn fährt. Um 7:00 Uhr erreichen McRorie und seine heutigen Helfer – der Krankenpfleger Joe Umbrino und der LKW-Fahrer Ron Williams – den großen Caliente Casino Komplex, wo auch Pferderennen stattfinden.
Nachdem sie das Eingangstor des Zwingers passiert hat, wird die Gruppe von Manuel Perez, dem Rennstallmanager, und dem Rennbahnarzt Raul Guevara, begrüßt. Beide sind extra früh aufgestanden, um die ausgemusterten Tiere zusammen mit ihren Gesundheitszeugnissen und ihren Rennpässen zu übergeben.  
Obgleich Caliente in Mexiko liegt, gehört die Rennbahn zum USA Rennzirkus, zu dem 20 Rennbahnen in sieben Staaten und die Bahn in Tijuana gehören. Die schnellsten Hunde starten auf den führenden Rennbahnen, wenn sie dann aufgrund des Alters oder wegen Verletzungen langsamer werden, landen sie auf weniger lukrativen Rennbahnen. Caliente ist die qualitativ letzte Rennbahn im Zirkus und viele Hunde ‚beenden hier ihre Karriere‘.

Der Tierarzt der Rennbahn, Guevara, sagte, dass die Hunde durchaus in jedem Alter ausgemustert werden könnten. Die Gründe wären vielfältig. Neben Verletzungen gehört dazu auch, dass sie die geforderte Leistung nicht bringen und kein Geld verdienen.

“Greyhounds werden in jungen Jahren darauf trainiert einem Köder hinterher zu jagen. Aber selbst junge Hunde sind nicht erfolgreich, wenn sie das Jagen nicht mögen“, sagte Guevara, der auf der Caliente Rennbahn 28 Jahre gearbeitet hat.

“Die Hunde müssen den Willen und Geist mitbringen. Sie laufen nicht mit ihren Beinen. Sie laufen mit ihrem Herzen.”

Der Sport wurde seit Anfang an in den USA kontrovers diskutiert. Und viele Rennbahnbesitzer misstrauen den Rettungsgruppen, weil sie meinen, dass diese Gegner der Industrie seien.

“FastFriends“ hat hart an einer guten Beziehung zu den Rennbahn- Offiziellen gearbeitet. McRorie erinnert sich, als er zusammen mit seiner Frau Joyce vor 25 Jahren, als Teil einer anderen Gruppe, begann, Greyhounds zu retten, wurde ihnen nicht einmal das Betreten des geschlossenen Teils der Rennbahn erlaubt.

Wenn sie damals einen Trainer gefunden hatten, der seinen Hund abgeben wollte, mussten sie ihn auf dem Parkplatz treffen.

Mit der Zeit fingen die Rennbahnverantwortlichen an, den McRories zu trauen und schließlich auch ihrer neuen Organisation. Und als Platz verfügbar war, wurde ihnen ein Zwinger angeboten, wo Trainer ihre nicht mehr erwünschten Greyhounds ‚abladen‘ konnten. FastFriends bezahlte das Material für den Bau des Zwingers und bezahlt das Futter. Die Rennbahn bezahlt im Gegenzug das Gehalt des Rennstallmanagers Perez.

Den Trainern gefällt es, dass ihre Hunde in ein neues Zuhause kommen – und dass sie sie nicht länger versorgen und füttern müssen. Die Retter haben es gerne, wenn die Tiere bereits fertig für die Übernahmen sind.

Heute ist es „FastFriends“ und anderen Rettungsgruppen, die Vertrauen genießen, erlaubt, die Hunde direkt auf dem Rennstallgelände in Empfang zu nehmen.

Der Niedergang der Rennindustrie

Hunderennen waren einmal sehr populär. Die erste Rennbahn in den USA wurde in Emeryville, nördlich von Oakland, im Jahr 1919 eröffnet, nachdem mechanische Köder eingeführt worden waren. Da aber keine rechtliche Grundlage vorhanden war, schloss die Rennbahn 1922 wieder. Florida war der erste Staat der USA, der 1931 Hunderennen erlaubte. Heute sind dort immer noch die meisten Rennbahnen in Betrieb.

Es gibt ungefähr noch 20 Rennbahnen in sieben Staaten plus der Bahn in Tijuana, der einzigen in Mexiko. In Kalifornien sind Greyhound- Rennen gesetzlich verboten.

Weitere Rennbahnen wären schon längst geschlossen worden, wenn nicht von Gesetzes wegen die Durchführung von Rennen vorgeschrieben wäre, damit andere, lukrativere Glücksspiele wie Glücksspielautomaten oder das Wetten auf andere Veranstaltungen in anderen Orten, betrieben werden dürften.

“Irgendwann wird es keine Greyhound- Rennbahnen mehr geben und dann auch keine Greyhounds, die für Rennen missbraucht werden”, sagte Joyce McRorie, die ihren Mann Tom bei „FastFriends“ hilft.

Sie stellt fest, dass immer noch ein paar Besucher auf die Rennbahnen kommen.

“Manchmal sind wir die einzigen Zuschauer.”

Wie andere Greyhound- Rennbahnen auch, hat Caliente in den vergangenen Jahren an Geschäft verloren, da die Glücksspieler, die früher auf die Hunde gewettet haben, zu den indianischen Casinos und anderen Alternativen abgewandert sind. Laut Guevara befinden sich in diesen Tagen 375 Hunde auf der Anlage. Zu Hochzeiten waren es etwa 1.000. (Anmerkung: Man stelle sich dies einmal vor!!)

Die Hunde führen ein wirklich spartanisches Leben.

Sie fristen ihr Dasein in Metallkäfigen in barackenähnlichen Zwingern, die von Trainern, die für die Hundebesitzer arbeiten, geführt werden. Einige Male am Tag werden sie aus ihren Käfigen geholt, um zu fressen und zu trainieren. Die meiste Zeit des Tages aber stehen sie alleine in ihren Käfigen ohne sozialen Kontakt zu anderen Hunden oder Menschen.

Sie bekommen einen Mix aus Trockenfutter und Pferdefleisch, aber ihre tägliche Nahrungsmenge wird streng überwacht. Wie bei Jockeys ist es so, dass sie besonders leistungsstark sind, wenn sie leicht sind. Die meisten Rennhunde wiegen um die 20 bis 40 kg und besitzen nahezu kein Körperfett. Sie haben lange Knochen. Ihre Haut ist dünn und zerbrechlich.

Üblicherweise führen Rennbahnen wie die in Caliente 10 Rennen pro Tag durch, jedes Rennen mit jeweils 8 Hunden. Die Bahnlängen variieren, aber die meisten sind eine Viertel oder eine halbe Meile lang. Angeblich bekommen die Hunde nach jedem Rennen 4 Tage zur Erholung.

Obwohl es die öffentliche Meinung ist, dass Greyhounds auf Rennbahnen misshandelt würden, denkt Tom McRorie, dass Trainer und Besitzer in Caliente oft viel investieren, um ihre Hunde dann gehen zu lassen.


Teil 2 Fortsetzung

Quelle :http://www.ocregister.com/articles/dogs-654304-racing-dog.html?page=1
Übersetzer: Hey W.



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